Proyecto Arqueologico Sechín Bajo Casma, Peru

Proyecto Arqueologico Sechín Bajo Casma, Peru

Methoden und Techniken zur Stabilisierung und Sicherung prähistorischer Relieffriese aus Lehmmörtel

Das Casma-Tal ist das Tal der Kultbauten: In keinem anderen Tal Perus stehen so viele und so gewaltige Gebäudekomplexe so dicht beieinander wie hier – die ältesten davon wurden vor ca. 5600 Jahren errichtet. Sie markieren den Übergang von eher ungeschichteten Agrargesellschaften zur Herausbildung zentraler Herrschaft mit Monumentalbauten – zuerst an der Küste, dann im Hochland. Eines dieser gewaltigen Monumente ist der Fundplatz Sechin Bajo, dessen Untersuchung neue Erkenntnisse über diese Anlagen liefern soll. Die Bau- und Nutzungszeit der Anlage in Sechin Bajo liegt zwischen ca. 3.700 und ca. 1.300 vor Chr. und gilt als bislang ältester Kulturbau Amerikas.

Erste Vorarbeiten am Fundplatz Sechin Bajo erfolgten im Jahre 1992. Der Fundplatz von Sechin Bajo wird seit dem Jahre 2000 in bislang fünf Grabungskampagnen von jeweils sechs Monaten untersucht, im Wesentlichen mit Finanzierung der DFG, Patzschke/ArchäoKontrakt, DSZ Altamerika, Gerda Henkel-Stiftung. Ziele des Projektes sind die Untersuchung der Entstehungsbedingungen der monumentalen Baukomplexe im Casma-Tal, die Klärung der Funktion der Anlage, die Definition von Bauphasen, ein exaktes Aufmaß und die Datierung. Die Entwicklung von Konservierung- und Konsolidierungsverfahren für die vor 3600 Jahren aus Lehm gefertigten Lehmputze und Relieffriese der Grabung wurde von Jörg Breitenfeldt durchgeführt.

Der Fundplatz von Sechin Bajo liegt am nördlichen Talrand des Rio Casma, unmittelbar am Übergang der landwirtschaftlich genutzten Talaue zur Wüste. Er umfasst ein Gebiet von ca. 30 ha mit Bauten unterschiedlicher Zeitstellung, die zur Wüste hin mit einer langen Mauer umgeben sind. Untersucht wurde der Hauptbau, eine Plattformanlage auf einem Grundriss von ca. 125 m auf 185 m und einer erhaltenen Höhe von ca. 12 m. Durch die geophysikalischen Messungen wurde die Existenz einer älteren Vorgängerbebauung nachgewiesen, die jedoch teilweise von den späteren Gebäuden überbaut worden war.

Es wurden neben anderen bedeutenden Befunden auf einer Tempelwand ein prähistorischer Relieffries aus Lehmmörtel entdeckt. Dieser befindet sich im ersten und größten Hof der Tempelanlage. Seitlich war der Fries von ca. 5 m hohen Mauern gefasst, die sorgfältig mit Lehm verputzt waren. In diesen Verputz waren die großformatigen Reliefs eingearbeitet. Das Alter des Frieses wird nach bisherigen Erkenntnissen auf ca. 3.600 bis 3.800 Jahre geschätzt. Als Motive werden Personen mit verschiedenen mythologisch bzw. religiös geprägten Attributen, Insignien und Waffen dargestellt.

Bei der Entdeckung des Frieses zeigte sich eine hochgradige Gefährdung der Reliefschicht durch statische Verwerfungen des Bruchsteinmauerwerkes, welche eine weitere Erforschung nicht mehr ermöglicht hätte. Die aus Lehm gefertigten Reliefflächen waren durch den Einsturz der oberen Mauern während eines prähistorischen Erdbebens bereits stark geschädigt, wurden andererseits aber durch vor die Wände gefallenes Geröll gehalten. Stellenweise waren einzelne abgestürzte Reliefpartien im Geröll zu finden und konnten nun ebenfalls geborgen werden. Eine die archäologischen Grabung begleitende restauratorische Sicherung war dringend erforderlich.

Aufbauend auf der Kampagne von 2003 wurden neue Methoden und Techniken entwickelt und angewendet, die eine reversible und zerstörungsfreie Stabilisierung und Sicherung der fragilen Lehmfrieses ermöglichten. Die komplizierten konservatorischen Sicherungarbeiten wurden parallel mit der archäologischen Grabung ausgeführt. Somit war die Freilegung und Sicherung einer zusammenhängenden Figurengruppe des Relieffrieses möglich.

Zum Schutz des fragilen Frieses wurde der behandelte Bereich nach Beendigung der Kampagne durch eine stützende Mauer geschützt und mit Sand verfüllt. Alle Schritte wurden unter dem Gesichtspunkt ausgeführt, dass zukünftige Maßnahmen unabhängig von der Kenntnis dieser der ausgeführten restauratorischen Sicherung jederzeit möglich sein werden und der Fries in seinem ursprünglichen Zustand erhalten bleibt.

Projekträger

Freie Universität Berlin unter der Leitung des deutschen Archäologen Dr. Peter Fuchs

Zeitraum

2003 – 20013 (in mehreren Kampagnen)

Beteiligte

Dr. Peter Fuchs, Grabungs- und Projektleiter, Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin
Dipl.-Rest. Jörg Breitenfeldt M.A. (Chefrestaurator)
Renate Patzschke (M.A.), Archäo Kontrakt
Prof. Dr. Jürgen Golte, Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin
Dipl.-Geologe Bernhard Lorenz, Büro für Geophysik Lorenz, Berlin
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Gerda Henkel-Stiftung
Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin