Plötzenseer Totentanz von Alfred Hrdlicka


Der ‚Plötzenseer Totentanz‘ von Alfred Hrdlicka

Restauratorisch-konservatorische Untersuchungen am „Plötzenseer Totentanz“ im Evangelisches Gemeindezentrum Plötzensee Berlin Charlottenburg

Beschreibung

Der Bilderzyklus ‚Plötzenseer Totentanz‘ befindet sich in der Gedenkkirche Plötzensee, welche die jüngste von drei Kirchen ist, die an die nationalsozialistische Hinrichtungsstätte im Gefängnis Plötzensee erinnert.
Der Kirchsaal ist Teil eines Gemeindezentrums und wurde von 1968 bis 1970 durch den Architekten Dietmar Grötzebach (1937-1985) im Auftrag des Berliner Stadtsynodalverbandes und in Zusammenarbeit mit dem Gemeindekirchenrat (GKR) der Evangelischen Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord errichtet. Das Gemeindezentrum ist als Baudenkmal im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eingetragen. Seit 2008 steht das gesamte Gemeindezentrum unter Denkmalschutz.
Der ‚Plötzenseer Totentanz‘ umfasst 16 großformatige Graphit-, Tusche- und Kohlezeichnungen auf Holztafeln, die je ca. 99 cm x 350 cm x 1,8 cm (B x H x T) messen insgesamt ca. 56 m2. Geschaffen wurde der Bilderzyklus 1969-72 vom Wiener Künstler Alfred Hrdlicka (1928-2009). Auftraggeber war der GKR der Ev. Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord, der sich eine künstlerische Gestaltung des Kirchsaals im neuerrichteten Gemeindezentrum wünschte. Maßgebliche Anstöße für die Gestaltung des Gemeindezentrums und insbesondere des Kirchsaals gingen von Pfarrer Bringfried Naumann aus. Er hatte die Idee für einen modernen Totentanz und beauftragte Hrdlicka.

Bedeutung

Der ‚Plötzenseer Totentanz‘ stellt die erste völlige Neuschöpfung des Motivkreises im 20. Jahrhundert dar und Hrdlickas intensive Auseinandersetzung mit Plötzensee war auch prägend für sein weiteres Schaffen. Seinen berühmter Radierzyklus von 1974 „Wie ein Totentanz – Die Ereignisse des 20. Juli 1944“ sah er als Fortführung an. Auch die charakteristischen Fleischerhaken und Rundbogenfenster der Hinrichtungsstätte sind in späteren Werken Hrdlickas wiederzufinden. Zweifelsohne besitzt die Kirche mit dem „Plötzenseer Totentanz“ ein international bedeutendes Kunstwerk von überragender Qualität, das dem Gemeindezentrum eine zusätzliche Bedeutung als Gedenkstätte und Mahnmal gibt.
Ursprünglich vorgesehen war die Umsetzung als 30 m langes Fresko. Dies erwies sich jedoch als schwer möglich, sodass der Totentanz stattdessen auf 1 m breiten, transportablen Holztafeln hergestellt wurde. Der Vorschlag dazu kam wahrscheinlich von Architekt Grötzebach. Die Anzahl der geplanten Wandtafeln betrug erst zwölf Stück und wurde später um vier weitere Tafeln ergänzt.

Aufgabenbeschreibung
  1. Systematische bildtafelbezogene restauratorisch-konservatorische Untersuchung mit Sondagen zur Ermittlung des materialtechnologischen Aufbaus und konstruktiver Details der Hängung und Unterkonstruktion
  2. Zustands- und Schadensermittlung, Schadbildkatalog und Kartierung
  3. Analyse der Materialzusammensetzung, Kunsttechnologische Untersuchungen und UV-Fluoreszenz
  4. Gutachten und Konzept
Auftraggeber

Landesdenkmalamt Berlin
Klosterstraße 47, 10179 Berlin

Realisierung

Oktober 2021 – März 2022

Weblinks

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