Marienkirche Berlin-Mitte – Wandmalerei Schutzmantelmadonna

Die Wandmalerei der Schutzmantelmadonna

Restauratorische Untersuchung und Konservierung der Schutzmantelmadonna in der Marienkirche aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und  Rekonstruktion der mittelalterlichen Farbfassung an der rahmenden Bogenarchitektur

Die Existenz einer gotischen Wandmalerei auf der Westwand des Kirchenschiffes oberhalb der Orgelempore war seit langem bekannt. Da sie sich jedoch hinter der Kirchenorgel befand, war die neben dem bekannten Berliner Totentanz-Gemälde der Marienkirche ebenso bedeutende mittelalterliche Wandmalerei über viele Jahrzehnte nur eingeschränkt einsehbar und somit nur bei wenigen Eingeweihten nicht in Vergessenheit geraten.

Mit der Sanierung der Orgel und einer damit verbundenen Demontage war Anfang 2001 erstmals wieder die Möglichkeit gegeben, die Malerei in ihrer Gesamtheit zu sehen und sie unter restauratorischen Gesichtspunkten zu betrachten. Neben der restauratorischen Begutachtung wurden auch kunsthistorische und schriftkundliche Fragestellungen geklärt. Die Malerei aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zeigt eine überlebensgroße Schutzmantelmadonna mit dem Christuskind auf dem linken Arm. Unter ihrem ausgebreiteten Mantel drängen sich Vertreter der Stände schutzsuchend zusammen. Zu Füßen der Madonna ist eine blutende Schlange dargestellt. Neben einer zusätzlichen Beischrift in einem Schriftband befinden sich im unteren Bereich der Wand zwei bisher allerdings noch nicht identifizierte Hausmarken oder Wappen. In dem Schriftband steht in gotischer Minuskel aus dem Buch Sirach, Kapitel 24, Vers 26: „Kommt her zu mir alle, die ihr nach mir verlangt und sättigt euch an meinen Früchten“. Bemerkenswert war auch die Wiederentdeckung einer bisher nicht mehr bekannten ursprünglichen Vielfarbigkeit der Bögen über der Malerei und auf den Gewölberippen. Im Rahmen der Restaurierung wurde nun auch die zur Malerei gehörende ursprüngliche Farbigkeit rekonstruierend wiederhergestellt. „Kommt her zu mir alle, die ihr nach mir verlangt und sättigt euch an meinen Früchten“

Für die Entwicklung der Konzeption zur Konservierung wurden unter der Leitung von Jörg Breitenfeldt und Uwe de Maiziere umfangreiche Untersuchungen zum Bestand und der historischen Werk- und Maltechniken in der Marienkirche durchgeführt. Die Auswertung der schriftlichen Quellen zur Baugeschichte lag unter Mitwirkung und Beratung von Prof. Dr. Ernst Badstübner in den Händen der Kunsthistorikerinnen Birgit Neumann-Dietzsch und Michaela van den Driesch. Die Untersuchungen zur Beischrift wurden durch die Historikerin Frau Voigt vom Langzeitvorhaben „Die Deutschen Inschriften“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt.

Im Ergebnis dieser Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Malerei im Zuge der Kirchenumgestaltung bereits Ende des 19. Jhd. durch den bekannten Berliner Architekten Hermann Blankenstein (1829-1919) freigelegt wurde. Hierbei wurde die figürliche barocke Überfassung (von 1723) bis auf wenige Reste entfernt. Die ursprüngliche Malerei wurde in Seccotechnik auf einer zuvor weiß getünchten Wand ausgeführt. Obwohl die Malerei sowohl durch die damalige Freilegung als auch den späteren Orgeleinbau leicht beschädigt wurde, ist sie heute dennoch gut erhalten. Sie misst in ihrer größten Ausdehnung 6×6 m.

Die Restaurierungsmaßnahmen hatten rein konservatorischen Charakter und bezogen sich vor allem auf eine sensible Sicherung des mittelalterlichen Bestandes und der restlichen Spuren der barocken Überfassung. Durch die Entfernung der Verschmutzungen auf der Malerei konnte die Lesbarkeit wieder deutlich erhöht werden. Die Sicherung des Wandgemäldes erfolgte durch den Austausch schadhafter Kittungen, das Schließen von Rissen, das Hinterfüllen von Hohlstellen und schließlich durch eine Festigung fragiler Bereiche der Malschicht. Die Konservierung des Gemäldes wurde im Sommer 2001 abgeschlossen.

Projektleitung

Jörg Breitenfeldt

Ausführungszeitraum

Januar 2001 – Juli 2001

Auftraggeber

Landesdenkmalamt Berlin