Akademie der Künste in Berlin am Pariser Platz

Die Meisterschüler-Wandmalereien der 1950er Jahre im Bilderkeller der Akademie der Künste in Berlin

Akademie der Künste befindet sich in der Nachbarschaft zum Brandenburger Tor am Pariser Platz. Hinter der heutigen Fassade sind im Akademiegebäude die baulichen Überreste des historischen Vorgängerbaus versteckt.

Im Jahr 1937 zog der Arbeitsstab von Albert Speer, dem „Generalbauinspektor für die Neugestaltung der Reichshauptstadt“ in das Akademie-Gebäude. Unter Speer wurden die seitlichen Oberlichtkabinette und die Bildhauersäle umgebaut und aufgestockt, sowie zwei neue Flügel mit Treppenhäusern und Büroräumen angebaut. In den großen Ausstellungssälen präsentierte Speer seine Architekturmodelle für den projektierten Umbau Berlins zur „Welthauptstadt Germania“.

Im März 1950 wurde die in der DDR gegründete „Deutsche Akademie der Künste“ wieder an ihrer angestammten Adresse platziert, um die verbliebenen Räume durch die Akademie als Atelier- und Werkstattgebäude zu nutzen.

In Räumen des Kellergeschosses entstanden 1957/58 anlässlich eines Faschingsfestes eine Reihe von Wandbildern, die heute zu den künstlerisch wertvollsten Hinterlassenschaften auf dem Grundstück zählen. Als Motiv wurde auf Vorschlag des Bildhauers und Meisterschülers Werner Stötzer das „Gastmahl des Wilddiebs“ gewählt. Die Bilder wurden von den Meisterschülern Manfred Böttcher, Harald Metzkes, Ernst Schroeder und Horst Zickelbein geschaffen. Die Werke gelten heute als einmalige Zeugnisse der Jungen Opposition in der Ostberliner Malerei Ende der fünfziger Jahre.

Die hinteren Kellerräume des Gebäudes wurden im Jahre 2000 zugunsten des Neubaus abgerissen. Bei der Bestandsaufnahme der verbliebenen Gebäudeteile fanden sich im Keller, versteckt hinter Gipskartonplatten, Wandmalereien, die sich als „unwiederbringliche Dokumente der DDR-Kunstgeschichte“ erwiesen. Ein Gutachten des Landesdenkmalamts Berlin auf Basis der Restauratorischen Untersuchungen von Jörg Breitenfeldt befand, dass sie von hohem künstlerischem Wert und exemplarisch für die Schwarze Periode der Ostberliner Kunst der späten fünfziger Jahre seien.

Auf der Grundlage einer eigens für diese Wandmalereiabnahmen entwickelten neuen Technik konnten alle Malereien vor dem Abbruch abgenommen und somit gerettet werden. Die Finanzierung von Abnahme und Rückübertragung wurde vom Bauherrn und von Stiftern übernommen.

Drei der Bilder von Metzkes „Gastmahl des Wilderers“ werden heute im Erdgeschoss des Neubaus an der Behrenstraße ausgestellt. Dabei wurde das Hauptgemälde, die „Tafelrunde der Wilddiebe“, vollständig mit der 24 cm starken Trägerwand herausgelöst. Sie kann heute im Foyer hinter Glas betrachtet werden. Weitere Gemälde wurden im so genannten Strappo-Verfahren von der Wand gelöst und auf neue Bildträger aufgebracht. Zwei weitere Gemälde Metzkes sind im Restaurant des Neubaus ausgestellt. Das Gemälde „Interieur des Wilddiebs“ von Schröder ging in die Obhut der Ernst-Schröder-Gesellschaft über, das Werk von Böttcher, „Tanzende Frauen und ein Mann“ sowie Zickelbeins „Der Pan“ befinden sich jetzt im Haus der Geschichte in Bonn.

Die Wandbilder im Keller der Akademie der Künste wurden mit Öl-Eitempera unmittelbar auf den getünchten und grob verarbeiteten, einlagigen Kalkzementmörtelputz der Kellerwände gemalt. Die Malschicht war äußerst fragil und wegen Feuchteeinwirkung bereits deutlich entfestigt.

Im Zusammenhang mit der Translokation dieser Wandmalereien ist auch die Tatsache beachtenswert, dass die damals noch lebenden Künstler als Schöpfer der Kunstwerke dem Vorhaben vorbehaltlos zustimmten und sich hinsichtlich des Aufwands, welcher für die „ollen“ Gemälde betrieben werden sollte, gerührt zeigten. Auf die Frage an Metzkes, ob er nach der Abnahme der Gemälde bei Bedarf Retuschen gerne selber ausführen würde, bleibt die freundliche Antwort in Erinnerung, dass wir Restauratoren das doch mit Sicherheit viel besser könnten.

Auch alle im Keller vor Ort verbliebenen Wandmalereien wurden schließlich bis zum Jahr 2014 nach und nach vollständig konserviert und restauriert. Ende des Jahres 2018 soll der Bilderkeller seitens der Akademie der Künste bei besonderen Anlässen für Besucher geöffnet werden.

Auftraggeber und Stifter:  Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Landesdenkmalamt Berlin, Bredero Projekt GmbH (Harald Metzkes: „Das Gastmahl des Wilderers“), Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Manfred Böttcher: „Tanzende Frauen und ein Mann“; Horst Zickelbein: „Der Pan“), Ernst-Schröder-Gesellschaft, Berlin (Ernst Schröder: „Das Interieur des Wilderers“).

Projektleitung und Chefrestaurator

Jörg Breitenfeldt

Ausführungszeitraum

2000 bis 2014

Konferenz

Internationale Tagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Hochschule für Bildende Künste Dresden, 3. – 6. November 2011 in Quedlinburg: Dipl. Rest. Jörg Breitenfeldt M. A., Berlin / Dipl. Rest. York Rieffel M. A., Berlin Die Meisterschüler-Wandmalereien der 1950er, Jahre im Bilderkeller der Akademie der Künste in Berlin